Geislingen

David Grimaldi möchte als jüngster Kandidat eine Stimme für die jungen Geislinger sein

05.04.2024

Von Rosalinde Conzelmann

David Grimaldi möchte als jüngster Kandidat eine Stimme für die jungen Geislinger sein

© Privat

David Grimaldi auf dem Balkon seines Elternhauses mit Blick auf die Stadt. Der 16-Jährige kandidiert für den Geislinger Gemeinderat und will frischen Wind ins Gremium bringen.

David Grimaldi ist 16 Jahre jung und der jüngste Bewerber für die Kommunalwahlen in Geislingen. Der 16-Jährige bewirbt sich auf der Liste der Freien Wählervereinigung (FWV) für einen Sitz im Geislinger Gemeinderat. Die Redaktion hat den Sohn von Bürgermeister Oliver Schmid und Birgitta Grimaldi, der in Geislingen aufgewachsen ist und die Gemeinschaftsschule besucht, nach seiner Motivation für die Bewerbung gefragt. Der Teenager hat ausführlich geantwortet.

David Grimaldi möchte Rettungssanitäter werden oder einen handwerklichen Beruf erlernen, verrät er im Interview. Derzeit ist der Zehntklässler im Prüfungsstress. In seiner Freizeit spielt er gerne Fußball mit seinen Freunden, hat Interesse an E-Bikes und Motorrädern und liebt virtuelle Börsenspiele. Er erzählt, dass er mal Sieger bei der KSK Tübingen war und dabei ist, seine strategischen Fähigkeiten beim PC-Gaming verbessert. David hat noch eine Schwester, Anna, die in Bayern berufliche Bildung studiert.

Gründe für die Kandidatur

Sein Hauptgrund für die Kandidatur war der Wunsch, sich aktiv in der Gestaltung seiner Heimat einzubringen, beantwortet der Schüler diese Frage. „Ich möchte nicht nur über Veränderungen sprechen, sondern selbst dazu beitragen, positive Veränderungen herbeizuführen und die Anliegen junger Menschen sowie aller Bewohner unserer Stadt zu vertreten“, betont er. Er sei zwar der jüngste Bewerber, dennoch wolle er die Interessen aller Generationen in die Gemeinderatsarbeit einbringen.

Seine Wahl fiel auf die Freien Wähler, weil diese ihm die Möglichkeit bieten würden, verschiedene Ansichten und Ideen einzubringen. „Mir ist wichtig, in einer Gruppierung zu sein, die offen für unterschiedliche Meinungen ist und sich für das Wohl aller Stadtteile einsetzt.“

Warum Kommunalpolitik?

Der junge Geislinger hat ein Faible für die Kommunalpolitik, weil, wie er sagt, im Gegensatz zur Politik in Bund und Land, die Geislinger die Politik in ihrer Stadt selbst gestalten können. Da sei man näher dran an den Themen und an den Menschen. „Ich sehe mit Sorge, dass viele Jugendliche sehr extreme Meinungen haben. Das ist nicht gut“, positioniert er sich.

Welche Rolle spielt sein Vater ?

Die Frage, ob seine Entscheidung auch damit zu tun, dass er als Sohn des Bürgermeisters aufgewachsen ist, verneint David Grimaldi. Eigentlich seien es drei seiner Klassenkameradinnen, die ursprünglich auch über eine Kandidatur für den Gemeinderat nachgedacht haben, die ihn bestärkt hätten: „Dann dachte ich, das würde ich auch gern machen.“ Er sei dann irgendwie als Einziger übrig geblieben und habe seinen Nachbarn Torsten Acker, den Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler, kontaktiert. Der hatte gleich ein offenes Ohr für ihr: „Das fand ich klasse.“

Er sagt aber auch, dass ihm die Kommunalpolitik sozusagen in die Wiege gelegt wurde, weil er mit seinem Vater oft über Politik sprechen würde. Doch nicht nur das. „Ich interessiere mich generell sehr für Politik. Gemeinschaftskunde und Politik gehören zu meinen Lieblingsfächern“, versichert er. Er glaubt, dass sein Vater es toll findet, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen: „Als ich mit ihm über eine mögliche Kandidatur gesprochen habe, fand er das gut.“

Was sind seine Themen?

Der Teenager hat sich schon viele Gedanken gemacht, welche Themen er im Falle seiner Wahl angehen beziehungsweise aufgreifen möchte. Er will die Jugendarbeit stärken. „Wir Jugendlichen brauchen Raum für die Freizeit. Ich möchte mich für die Modernisierung des Jugendhauses und die Einstellung eines Sozialpädagogen einsetzen“, kündigt er an. Ebenso liegen ihm Freizeitmöglichkeiten für alle, sprich gute Bolzplätze, Skateanlagen und Treffmöglichkeiten für Jugendliche in allen drei Stadtteilen und der Ausbau des Radwegnetzes für Schüler von Balingen bis Rosenfeld am Herzen. David würde sich mehr kulturelle Veranstaltungen für junge Menschen wünschen.

Digitalisierung zur Kommunikation nutzen

Er ist ein Kind seiner Zeit und mit der Digitalisierung vertraut. Er ist offen für moderne Technologien und soziale Medien und würde sie in der Kommunalpolitik als Kommunikationsmittel nutzen. „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass jeder Schüler Zugang zu modernen Technologien hat, um die digitale Bildung und Medienkompetenz zu fördern. Zum Beispiel sollte jeder Schüler ein eigenes iPad zur Verfügung haben und gute Ausstattung in den Werkräumen der Schulen zur optimalen Vorbereitung auf handwerkliche Berufe – gerade auch für diejenigen, die finanziell schwächer gestellt sind“, formuliert er diese Forderung.

Der 16-Jährige möchte sich zudem dafür einsetzen, dass die Stimmen der Kinder und Jugendlichen im Gemeinderat noch mehr gehört werden. Für die älteren Menschen will er die Barrierefreiheit forcieren und Aktivitäten schaffen. Der Schüler denkt weit in die Zukunft und wünscht sich eine generationengerechte Finanzpolitik, die auch die Zukunft von den jungen Menschen im Blick hat.

Freunde unterstützen ihn

Als David seinen Freunden von seinen Kandidatur erzählt hat, waren viele überrascht, weil das für sie gar kein Thema war und sie nicht wussten, dass man jetzt mit 16 Jahren nicht nur wählen darf, sondern auch gewählt werden kann, berichtet er. Einzelne hätten ihm aber ihre Unterstützung angeboten.

Wie sieht er seine Chancen?

Der junge Geislinger erhofft sich natürlich Chancen, gewählt zu werden. „In einen Gemeinderat gehören eben auch sehr junge Menschen“, betont er. Er würde sich freuen, wenn er gewählt wird, rechnet aber auch damit, dass es bei der ersten Kandidatur nicht gleich klappen könnte, weil man richtig viele Stimmen braucht. „Wenn die Jugendlichen einen jungen Geislinger im Gemeinderat haben wollen, der ihre Interessen vertritt, finden sie in mir eine Wahlmöglichkeit“, meint er.

David Grimaldi ist nach eigenen Worten offen für neue Ideen und innovative Lösungsansätze. „Ich kann frischen Wind in die Politik bringen“, sagt er selbstbewusst.

Er verspricht, dass er das Amt mit Engagement und Energie erfüllen möchte. Er möchte die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen vertreten und möchte den jungen Menschen in seiner Stadt eine Stimme geben. Deshalb stehen Themen wie Bildung, Ausbildung, Beschäftigungsmöglichkeiten, Freizeitgestaltung und Umweltschutz auf seiner Agenda.

Er diskutiert viel mit seinem Vater

David Grimaldi ist mit der Kommunalpolitik aufgewachsen. „Mein Vater und ich führen immer wieder mal leidenschaftliche Diskussionen, insbesondere über Themen und Angebote für Jugendliche in der Stadt“, erzählt er. Der Jugendliche stellt aber klar, dass er als Gemeinderatskandidat seine eigene Vision hat und unabhängig von der Politik seines Vaters steht. Er sieht keine möglichen Interessenkonflikte, weil die Gemeindeordnung diese Konstellation zulässt: „Wieso soll ich mich nicht auch in die Kommunalpolitik einbringen dürfen? Schließlich ist Geislingen meine Heimat.“

Das Alter ist nur eine Zahl

Er fühle sich der Runde der „alten“ Räte gewachsen, bekräftigt der Bewerber. „Erfahrung ist wichtig, aber frischer Wind und neue Perspektiven sind es auch“, erklärt er. Das Alter sei doch nur eine Zahl und er würde den Gemeinderat gerne mit frischem Wind beleben. Seine Einstellung: „Wer mein Alter als Problem sieht, dem sage ich: ‚Keine Sorge, das löst sich von alleine, ich werde jeden Tag älter!‘“

Dass er der jüngste Kandidat in der Gesamtstadt ist, ist ja nicht nichts. Macht es ihn stolz? Dazu antwortet der 16-Jährige augenzwinkernd: „Ich kann damit leben.“

Absenkung des Wahlalters

Der Landtag von Baden-Württemberg hat am 29. März 2023 eine historische Entscheidung getroffen: Zum ersten Mal können bei der Kommunalwahl 2024 minderjährige Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren nicht nur ihr aktives Wahlrecht ausüben (seit 2014), sondern sie können als Kandidaten für Gemeinderäte, Ortschaftsräte und Kreistage antreten. Damit betritt Baden-Württemberg bundesweit Neuland. In allen anderen Bundesländern können nur volljährige Kandidaten gewählt werden.

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