Albstadt

Denkfabrik nach Besuch beim Regierungspräsidium: „Unsere Verkehrsprojekte haben hohe Priorität“

05.04.2024

Von Dagmar Stuhrmann

Denkfabrik nach Besuch beim Regierungspräsidium: „Unsere Verkehrsprojekte haben hohe Priorität“

© Dagmar Stuhrmann

Täglich schlängelt sich die Blechlawine durch Lautlingen: Die Planung für die Ortsumfahrung Lautlingen ist schon weit gediehen. Allerdings muss das Regierungspräsidium im Moment Alternativlösungen zur bisher priorisierten Variante prüfen.

Albert Sauter, Olaf Baldauf und Reinhold Schlegel von der Denkfabrik Zollernalb informierten in der Lautlinger Schlossscheuer über den aktuellen Sachstand verschiedener Verkehrsprojekte, die die Region betreffen. Im Blick: B463 und B27. Zuvor hatten sie den Planern vom Regierungspräsidium Tübingen einen Besuch abgestattet. Was sie dort erfahren haben.

Noch nie waren die Chancen so gut: „Die Projekte in unserer Region haben im Regierungspräsidium Tübingen eine hohe Priorität“, sagen Albert Sauter, Olaf Baldauf und Reinhold Schlegel von der Denkfabrik Zollernalb unisono. Das müsse man ausnützen. Mit aktuellen Fakten zu zentralen Verkehrsprojekten in der Tasche, hatten sie am Freitag zu einer Infoveranstaltung in die Lautlinger Schlossscheuer eingeladen.

Zusammenstehen ist wichtig

„Wenn wir als Raumschaft nicht zusammenstehen, bewegt sich weniger“, lautet Sauters Appell. Zusammenstehen und sich einig werden solle man sich auch in Lautlingen. „Wenn man die ganze Planung in Frage stellt, dann ist es vorbei“, lautet die Prognose der Denkfabrik-Vertreter für den Fall, dass sich in Bezug auf die Trasse kein Kompromiss finden lasse. Zumal die Stadt Albstadt laut Olaf Baldauf mit einem Millionenbetrag für den provisorischen Anschluss des geplanten Gewerbegebiets Hirnau ins Risiko gehe.

Laufener Tunnelsanierung unumgänglich

Zusammenstehen solle man auch in Laufen. Die anstehende Tunnelsanierung, die mit Belastungen für mehrere Stadtteile verbunden sei, sei, so Olaf Baldauf, aufgrund inzwischen höherer Sicherheitsstandards unumgänglich. Bemühungen, andere Lösungen als die nun geplante Umleitungsregelung zu finden, seien aus verschiedenen Gründen gescheitert.

OB Tralmer: „Wir werden alles tun, was getan werden muss“

In seinem abschließenden Dank an die Vertreter der Denkfabrik wies Albstadts OB Roland Tralmer darauf hin, dass er hinter der nun geplanten Regelung stehe und versprach: „Wir werden alles tun, was getan werden muss, um niemanden in seiner Existenz zu gefährden.“ Und auch er bekräftigte, dass es, was die Kommunikation mit dem RP angeht, auf eines ankomme: „Wir müssen Signale setzen, dass wir das, was geplant ist, wirklich wollen.“

Interesse der Region steht vor Einzelinteressen

Mit Blick auf die Lautlinger Umfahrung sagte Albert Sauter, herummäkeln sei falsch. Das Interesse der Region, der Menschen, die funktionierende Straßen als Existenzgrundlage für ihr Leben und ihre Arbeit bräuchten, stehe „klar vor Einzelinteressen, die keine Straße vor der Nase haben wollen“.

RP arbeitet mit Hochdruck

Bei ihrem Besuch im Regierungspräsidium, genauer bei den dortigen Verkehrsplanern, seien sie umfangreich informiert worden, zeigten sich die drei Denkfabrik-Vertreter zufrieden. Und sie hätten den Eindruck gewonnen, dass dort trotz Beschäftigung mit „abenteuerlichen Vorschriften oder unsinnigen Einsprüchen“ mit Hochdruck an den für die Region wichtigen Projekten gearbeitet werde. Umso wichtiger sei es aber, „mit einer starken Stimme aufzutreten“. Der Appell der Denkfabrik-Initiatoren lautet: „Wir müssen dranbleiben.“

Mangelnde Anbindung ist schon lange Thema

Die Diskussion um mangelnde verkehrstechnische Anbindung der Region wird seit Jahrzehnten geführt. Doch nun hat sie an Fahrt zugenommen. Im Fokus standen bei der Infoveranstaltung in der Schlossscheuer deshalb der Ausbau der B27 und der B463. Die B27 sei die Nabelschnur, mit der „unsere wundervolle Region mit der Welt verbunden ist“, sagte Albert Sauter. Staus seien für Pendler und Wirtschaft eine Katastrophe.

Denkfabrik nach Besuch beim Regierungspräsidium: „Unsere Verkehrsprojekte haben hohe Priorität“

© Dagmar Stuhrmann

Albert Sauter (rechts) und seine Kollegen von der Denkfabrik Zollernalb haben vom Regierungspräsidium Tübingen Infos zu zentralen Verkehrsprojekten in der Region erhalten, die sie in der Lautlinger Schlossscheuer weitergaben. Unter den Gästen auch die OBs aus Albstadt und Balingen, Roland Tralmer und Dirk Abel.

Die B463 sei die zentrale Verkehrsachse durch den Zollernalbkreis, meinte Reinhold Schlegel. Der Straßenverkehr zwischen Albstadt und Balingen funktioniere nicht. Das schwäche die Region nachhaltig und schade ihr.

Wie wird Zentralklinik angebunden?

Wichtig sei die B463 auch mit Blick auf das Zentralklinikum. Allerdings sei das RP, was das Thema Frommern/Weilstetten angehe, erst im Stadium der Entwurfsplanung. Es geht um einen dreispurigen Straßenabschnitt und den Bau neuer Brücken mit paralleler Nutzung der alten Brücken über Bahn und Eyach und einen Kreisverkehr zum Anschluss der Klinik an der Landesstraße nach Dürrwangen.

Trotz der frühen Projektphase sei das Arbeitsziel des RP, dieses Teilstück zusammen mit dem Klinikbau zirka 2030 fertig zu sehen. In diesem Zusammenhang werde auch die Abfahrt „Hurdnagel“ nach Frommern und Weilstetten gebaut werden, erklärte Reinhold Schlegel.

Umfahrung Lautlingen ist weit gediehen

Sehr weit gediehen sei das Projekt Ortsumfahrung Lautlingen. Es befindet sich im Planfeststellungsverfahren. 740 Einwendungen müssen vom RP bearbeitet werden. Dazu kommt, nach einem Gerichtsurteil, dass das RP Alternativtrassen prüfen muss. Ganz konkret geht es um eine Variante mit Teiluntertunnelung, die von Gegnern der rein oberirdischen Trassenführung in die Diskussion gebracht wurde.

RP muss Alternativen prüfen

Die Umfahrung Lautlingen, so Albert Sauter, sei dringend erforderlich. Doch angesichts der Alternativenprüfungen müsse die Planung neu bewertet werden. Das RP rechne mit einer längeren Dauer des Planfeststellungsverfahrens. Die Bauphase werde vermutlich in den 2030er-Jahren sein.

B27: Zwei Teilstücke fehlen

Neben der Lautlinger Umfahrung rückten die Vertreter der Denkfabrik die Ausbau- und Planungsarbeiten für den Schindhaubasistunnel zur Ortsumgehung Tübingen, den Ausbau der B27 bei Bodelshausen/Nehren und Rottweil/Dotternhausen/Endingen in den Blick. Für die durchgängige Vierspurigkeit der B27 von Balingen nach Tübingen brauche es noch zwei Teilstücke, den Schindhautunnel und Bodelshausen/Nehren.

Wann kommt der Schindhautunnel?

Für den Schindhautunnel gebe es grünes Licht in Form des vordringlichen Bedarfs im Verkehrswegeplan und in Form der Finanzierbarkeitszusage des Bundes. Allerdings sei die Kassenlage beim möglichen Baubeginn dafür maßgeblich, ob dann tatsächlich gebaut werden könne. Der Einstieg ins Planfeststellungsverfahren solle noch 2024 beantragt werden. Der Bau dürfte dann, so Sauter, etwa in den 2030er-Jahren beginnen.

Einwendungen müssen abgearbeitet werden

Das Teilstück Bodelshausen/Nehren sei weiter im Verfahren als der Schindhautunnel. Das Planfeststellungsverfahren läuft. Allerdings gibt es 730 Einwendungen. Sobald alle abgearbeitet seien, womit 2024 gerechnet werde, könne die Baugenehmigung erteilt werden.

Mit der Planung für den Bereich Rottweil/Dotternhausen/Endingen solle im zweiten Halbjahr begonnen werden. „Dann beginnt die Planraumanalyse und die Suche nach Trassenvarianten“, so Sauter. Das erste Ziel sei das Herausarbeiten einer Vorzugstrasse.

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