Albstadt

Literaturtage: Drei schicksalshafte Tropfen Blut im Märchen zwischen Potsdam und Albstadt

17.11.2022

Von Vera Bender

Literaturtage: Drei schicksalshafte Tropfen Blut im Märchen zwischen Potsdam und Albstadt

© Vera Bender

Holger Much und Florentine Joop lasen abwechseln aus ihrem gemeinsamen Märchen „Bruderherz“ vor.

Florentine Joop und Holger Much präsentierten am Mittwochabend im Tailfinger Maschenmuseum als Premiere Auszüge aus ihrem modernen Märchen, welches sie nächstes Jahr herausgeben wollen.

Viel Symbolcharakter hatte die ausverkaufte Veranstaltung im Rahmen der Albstädter Literaturtage. Im Maschenmuseum las die Tochter des bekannten Modedesigners Wolfgang Joop aus ihren Werken. Im Hintergrund waren einige ihrer gemalten Portraits zu sehen. Dazwischen anmutige Fabelwesen, geschaffen

Peter Panka Pfau sprang für Wolfgang Fischer ein

Ebenfalls im Hintergrund improvisierte Peter Panka Pfau eingängige Melodien auf der Gitarre. Denn Pianist Wolfgang Fischer war erkrankt, weshalb Panka kurzerhand für ihn einsprang. Die Illustratorin, Malerin und Autorin aus Potsdam und der Redakteur, Musiker und Illustrator aus Tailfingen teilten sich einen Tisch.

Schließlich teilen sie sich ja auch ein Märchen, welches wie ein Fortsetzungsroman abwechselnd in Potsdam und Albstadt entsteht und noch nicht sein Ende gefunden hat, welches hoffentlich ein gutes wird.

Joop und Much spielten sich die Bälle zu

Die beiden Liebhaber der Fantasy-Szene spielten sich also die Bälle, oder besser gesagt die Gedanken und Worte, zu. Spannung kam auf, als in „Bruderherz“ ein Waldgeist erschien, nachdem Irene durch einen Schnitt in den Finger drei Tropfen Blut verloren hatte. Einen Wunsch dürfe sie sich erfüllen.

Glücklich bis ans Ende ihrer Tage?

Ob sie sich nun tatsächlich den langersehenten Bruder herbeiwünscht, der bislang nur gemalt auf der Zimmerwand existiert? Man wird sich wohl im nächsten Jahr das Märchen kaufen müssen, wenn man wissen will, ob die beiden „glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebten“.

Autorin und Autor haben sich als Gleichgesinnte gefunden

Florentine Joop und Holger Much sind bekanntermaßen sehr vielseitig und haben sich offensichtlich als Gleichgesinnte gesucht und gefunden – übers Internet, was für die beiden so komisch klingt, dass sie es lieber verschweigen, oder auch nicht. Die erste Hälfte des Abends lasen die beiden Autoren noch aus ihren jeweils eigenen Werken.

Mit wenigen gut gewählten Worten

Der Lyrik hatte sich Holger Much in seinem fast vergriffenen Büchlein „Das Licht im Dunkeln“ gewidmet. Mit wenigen gut gewählten Worten weckt er Emotionen und lässt Welten entstehen. Gut akzentuiert und mit viel Raum für die eigene Fantasie. Die Besucher waren ergriffen.

Joops Prosa zauberte ein Schmunzeln ins Gesicht

Ganz anders Florentine Joops Einblicke in ihre Kolumne, welche ebenfalls die Fantasie anregen. Lange Texte mit vielen Schachtelsätzen und amüsanten Wortkreationen wie „goose-whatever-Outfit“ zaubern dem Zuhörer ein Schmunzeln ins Gesicht.

Ob man wohl als Darmparasit eine höhere Stufe der Reinkarnation erreicht, weil man dann wenigstens rumkommt? Oder sich dann doch besser die Kugelfischtoxine in die Denkfalte spritzen lässt?

Texte malen Bilder in die Köpfe der Besucher

Die Betrachtungen des Lebens und der Gesellschaft malen unglaubliche Bilder in die Köpfe der Leser und das in einem solch atemberaubenden Tempo, dass man der Verfasserin dieser Wortexplosionen mit teilweis abstrusen Gedankenzusammenhängen am Ende nur lachend zustimmen will.

Kulturamtsleiter Martin Roscher zeigte sich begeistert

Kulturamtsleiter Martin Roscher zeigte sich begeistert von „Märchen, Musik und ein wenig Malerei“. Entdeckte man doch zwischen den ausgestellten Werken die erste Illustration von Florentine Joop zum gemeinsamen Märchen.

Schaurige Schilderung eines Irlandbesuches

Und ins Schaudern konnte man kommen, als Holger Much – nein, nicht als er das Mikrofon zum Singen ergriff – als er die Besucher an seinem einstigen Irlandbesuch teilhaben ließ, bei dem Naturgeister eine Rolle spielen. Spannend, schauderhaft und amüsant zugleich war dieser märchenhafte Abend für Erwachsene.

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