Zollernalbkreis

Mitfahrer gesucht: Zollernalbkreis will mittels Internetplattform Pendler zueinander bringen

28.02.2024

Von Klaus Irion

Mitfahrer gesucht: Zollernalbkreis will mittels Internetplattform Pendler zueinander bringen

© Jelena Marjanov

Ein Stau auf der B463 zwischen Albstadt und Balingen ist für Pendler fast schon Normalität.

Zu viele Berufspendler, die allein zur Arbeit und wieder zurückfahren. Dadurch zu viele Pendler-Autos, die im Zollernalbkreis mit ursächlich sind für die täglichen Staus auf der B27 und der B463. Der Zollernalbkreis würde der Pendler-PKW-Dichte gern den Kampf ansagen. Mit einer ganz sanften Methode und auf eigene Rechnung. Wie? Das lesen Sie hier.

Der Zollernalbkreis ist Autofahrerland. Laut einer Statistik des Kraftfahrtbundesamtes kamen zum 1. Januar 2023 auf 1000 Einwohner 689 Pkw. Damit lag man im Landesvergleich auf dem 4. Platz. Noch mehr Autos pro 1000 Einwohner waren seinerzeit demnach nur im Norden Baden-Württembergs im Hohenlohekreis, im Landkreis Heilbronn (ohne Stadt Heilbronn) und im Main-Tauber-Kreis vorhanden. Die dem Zollernalbkreis benachbarten Landkreise Rottweil und Sigmaringen wiesen mit 688 beziehungsweise 679 Autos pro 1000 Einwohner eine vergleichbar hohe Pkw-Dichte auf. Der Landesdurchschnitt lag zum Stichtag bei 617 Autos pro 1000 Baden-Württembergern.

Wie ist die verkehrliche Ausgangslage?

Erwartungsgemäß liegen ländlich geprägte Landkreise an der Spitze der Autodichte-Statistik. Der Hauptgrund dürfte die vor allem spätabends/nachts und wochenends nur eingeschränkte bis gar nicht vorhandene Möglichkeit sein, den Öffentlichen Personennahverkehr bis quasi vor die eigene Haustür benutzen zu können. Und selbst wenn dieser als Alternative zur Verfügung stünde, wird – das zeigt die Erfahrung – gern dem individuellen Fortkommen gegenüber der Gemeinschaftsfahrt mit Bussen und Bahnen der Vorzug gegeben.

Wie sind die Pendlerzahlen im Zollernalbkreis?

Nach Angaben des Landratsamts finden im Zollernalbkreis jeden Tag 97.445 Pendlerbewegungen statt. „Rund 57.000 Pendlerbewegungen liegen dabei innerhalb des Landkreises, knapp 25.000 Bewegungen pendeln aus, etwa 16.000 ein“, heißt es in einer entsprechenden Verwaltungsvorlage für die Kreisrätinnen und Kreisräte. Demnach lägen sowohl bei den Quell-Landkreisen der Einpendler als auch bei den Ziel-Landkreisen der Auspendler jeweils Tübingen, Sigmaringen und Rottweil auf den Rängen eins bis drei.

Wie kann die Anzahl der Pendler-Autos verringert werden?

Nun schickt sich der Landkreis an, das individuelle Fortkommen und die dennoch gemeinsame Fahrt forcieren zu helfen. Stichwort: Mitfahrplattform. Was vor 20, 30 Jahren noch vor allem die an schwarzen Brettern von Unis abzureißenden Telefonnummern für Mitfahrgelegenheiten waren, sind heute Mitfahrplattformen im Internet. Zu ihnen gehört „Pendla“. Die Plattform ist Teil des Unternehmens „Fasterminds GmbH“ mit Sitz im nordrhein-westfälischen Grevenbroich. Geschäftsführer ist Sven Mark Sawatzki. Seine Vision: „Nachhaltige Mobilität durch Fahrgemeinschaften auf dem Weg zum Arbeitsplatz.“

Wer trägt die Kosten für „Pendla“?

Das Geschäftsmodell von „Pendla“ sieht nach eigenen Angaben so aus, dass eine Kommune oder ein Landkreis einen jährlichen Geldbetrag an das Unternehmen entrichtet. Die Höhe richtet sich nach der Größe der Kommune oder des Landkreises. Für den Zollernalbkreis wären das 27.588,96 Euro, die vorsorglich auch so schon im Kreishaushalt fürs laufende Jahr enthalten sind. Im Gegenzug wird dem kommunalen Kunden eine personalisierte Internetseite zur Verfügung gestellt, über die die Mitfahrgelegenheiten abgewickelt werden. „Pendla“ übernimmt die Pflege der Seite. Für Mitfahrsuchende und Mitfahranbieter ist das Angebot kostenlos. Die Höhe des Mitfahrpreises bestimmen Sucher und Anbieter dann autonom.

Wann und wo fällt die Entscheidung?

Im Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik gab es ausschließlich positive Rückmeldungen auf das Projekt. So positiv, dass man laut Landratsamtspressesprecher Steffen Maier eigentlich schon von einer Zustimmung und Umsetzung hätte ausgehen können. Allerdings haben die Kreisräte das „Pendla“-Angebot Verwaltungsvorlagen-gemäß lediglich „zur Kenntnis genommen“. Am 20. März wird das Projekt in der Dienstbesprechung der Zollernalb-Bürgermeister vorgestellt. Wie es danach weitergehen könnte? Ungewiss.

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