Mit Videoumfrage: Geteilte Meinungen zur Belegung der Ebinger Kreissporthalle
26.10.2023
Am Dienstagabend fand im Foyer der Walther-Groz-Schule in Ebingen eine Infoveranstaltung zur Unterbringung geflüchteter Menschen in der Kreissporthalle statt. Trotz einiger Störversuche in und vor der Schule verlief der Abend in weitestgehend geordneten Bahnen. Der ZOLLERN-ALB-KURIER sprach mit einigen der Anwesenden.
Manch einer rechnete vor der Diskussionsveranstaltung in der Ebinger Schule mit einer Wiederholung der Ausschreitungen in Killer. Dazu kam es allerdings nicht – nicht zuletzt wegen einer verstärkten Polizeipräsenz vor Ort. Der AfD-Kreisverband und Gruppen, die bereits am Sonntag auf der Demonstration durch die Ebinger Innenstadt vertreten waren, hatten erneut eine Demo angemeldet.
Türen wurden verschlossen – Redebeiträge waren nicht zu verstehen
Bereits rund eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung war kaum mehr ein Platz in der Aula frei. Knapp eine viertel Stunde vorher mussten die Türen dann verschlossen werden.
Für die Anwesenden vor der Tür wurde ein Lautsprecher aufgestellt, der das Signal des Mikrofons von Landrat Günther-Martin Pauli und OB Roland Tralmer übertragen sollte. Allerdings gab es immer wieder Ausfälle bei der Übertragung, weshalb manche Redebeiträge nur abgehackt, andere gar nicht zu verstehen waren, was für erheblichen Unmut bei den Demonstranten sorgte.
Viele demonstrieren gegen Bundespolitik
Vor der Tür zum Foyer der Walther-Groz-Schule fragte der ZOLLERN-ALB-KURIER bei den Menschen nach, was sie hierher bewegt. Eins wurde schnell klar: Viele Menschen sind weniger wegen der Landkreis-, mehr wegen der Bundespolitik erschienen. Ein älterer Herr erklärt: „Mir geht es nicht um die Belegung der Halle. Ich möchte, dass es einen Stopp mit der Migrationspolitik gibt.“ Den Landrat Pauli bezeichnete er als „Abnicker“ und auf die Frage, welches Verhalten er sich von selbigem wünsche führt er aus: „Ich will, dass er klare Kante zeigt – einfach Nein sagt.“
Angst um behinderten Neffen
Diesen Gedanken teilen einige der Anwesenden. „Ich möchte eine Änderung in der Asylpolitik“, erklärt ein anderer. Zwei Frauen standen in seiner Nähe. Eine von ihnen sagte: „Mein Neffe ist behindert. Ich habe Angst, wie die Menschen, die da kommen, reagieren.“
Schülerin ist unzufrieden mit Belegung der Halle
Eingeladen hatten die Landkreis- und Stadtverwaltung explizit Schüler und Eltern von Schülern, Lehrer und Anwohner des Gebiets – also Menschen, die direkt von der Belegung der Kreissporthalle betroffen wären.
Eine Schülerin der Walther-Groz-Schule war mit ihrer Mutter erschienen. Sie geht in die zwölfte Klasse, macht also nächstes Jahr das Abitur. Sie erklärte: „Mich betrifft das natürlich direkt, weil ich dann Theorie-Sportunterricht hätte. Ich bin ein Mensch, der gerne Sport macht, und deswegen finde ich das (die Belegung) nicht gut.“
Neutrale Beobachter
Ein Mitglied des TSV Ebingen ist ebenfalls erschienen, um nach eigener Aussage „zu schauen, wie das Ganze hier weitergeht“. Eine weitere Dame erklärt, sich mit „neutraler Meinung“ informieren zu wollen.
Bestürzt von „durchaus rechts-gerichteten“ Demonstranten
Einige der Anwesenden sind einem Aufruf des Grünen-Kreisverbands gefolgt, den Gegnern der Flüchtlingsunterkunft gegenzuhalten. Einer von ihnen erklärte, er sei bestürzt gewesen von den 800 „durchaus rechts-gerichteten“ Menschen, die am Sonntag durch Ebingen gelaufen seien. Ein weiterer erklärte, er sei gekommen, „um zu zeigen, dass es auch Menschen gibt, die bereit sind, Menschen in Not aufzunehmen“.
Feuerwehrmann droht, Dienst nahe der Halle verweigern
Ein Vater von zwei Kindern, der im Umfeld der Halle wohnt, betonte, dass er sich bereits jetzt nachts unsicher fühle – ein nahe gelegener Spielplatz sei bereits jetzt als Drogenumschlagplatz bekannt. Seine Konsequenz wäre, wenn hier Flüchtlinge einquartiert würden, würde er als Mitglied der Feuerwehr nach 23 Uhr nicht mehr ausrücken.
Schülersprecher wird ausgebuht
Ein Schülersprecher der Walther-Groz-Schule, der für alle Schülerinnen und Schüler das Wort ergriff, betonte, dass die Sicherheit gegeben sein müsse, ebenso sei wichtig zu wissen, wie Schüler bei einer möglichen Verlegung des Unterrichts in andere Hallen dort problemlos hin- und wieder zurückkämen. Die Worte des Schülersprechers im Hinblick auf die Situation der Geflüchteten, „wir wären auch froh, wenn wir Sicherheit fänden, wenn im eigenen Land Krieg herrscht“, wurden von den vor der Tür Wartenden mit Trillerpfeifen und lauten Unmutsbekundungen quittiert.