Zollernalbkreis

Mit „Smart Food BaWü“ sollen im Zollernalbkreis weniger Lebensmittel in der Tonne landen

18.06.2024

von Renate Stoll

Mit „Smart Food BaWü“ sollen im Zollernalbkreis weniger Lebensmittel in der Tonne landen

© Renate Stoll

Die bisher am Projekt „Smart Food BaWü“ Beteiligten freuen sich auf den Startschuss.

Nächste Woche geht es los: Ein Jahr lang sollen Freiwillige im Zollernalbkreis in Privathaushalten die Menge an weggeworfenen Lebensmitteln erfassen. Die aus diesem Pilotprojekt resultierenden Erkenntnisse sollen dabei helfen, den Bioabfall in ganz Baden-Württemberg zu reduzieren. Bei einem Pressegespräch stellten Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Landrat Günther-Martin Pauli sowie die Initiatoren und Organisatoren „Smart Food BaWü“ vor.

„Wir wollen der Gesellschaft den Spiegel vorhalten“, sagte Landrat Günther-Martin Pauli über das Projekt, das ein Licht auf eine „Wohlstandskrankheit“ werfen soll, die in der Abfallwirtschaft auffalle. Gemeint ist damit die Menge an Lebensmitteln, die nicht verzehrt werden und im Müll landen.

Weshalb dies geschieht, habe unterschiedliche Gründe. Friedrich Scholte-Reh, Leiter des Abfallwirtschaftsamts im Kreis, führte es zum einen auf die Verpackungsgrößen im Handel zurück. Häufig werde mehr gekauft, als im Haushalt benötigt werde. „Statt zu einer Paprika, greift man dann zu drei fertig abgepackten“, nannte Scholte-Reh beispielhaft.

Auch das Mindest- und Verbrauchsdatum sei so eine Sache, war sich die Runde einig. Vor allem Ersteres führe dazu, dass noch verzehrbare Lebensmittel weggeworfen werden. Hier seien die Sinne der Verbraucher gefragt: Was nicht schimmelt, nicht den Geruch verändert hat oder komisch schmeckt, könne mit größter Wahrscheinlichkeit noch gegessen werden.

Bis 2030 die Menge um die Hälfte verringern

Deutschlandweit landen pro Kopf und Jahr rund 78 Kilogramm Lebensmittel im Abfall. Diese Durchschnittszahl beruht auf Daten aus dem Jahr 2020, die das Statistische Bundesamt an die EU-Kommission übermittelt hat. Demnach entsteht der Großteil der Abfälle (59 Prozent) in privaten Haushalten. Dies sei eine Stellschraube, so Minister Peter Hauk, an der angesetzt werden müsse. Nicht zuletzt, da von der EU eine Abfallrichtlinie vorgesehen ist, die bis 2030 vorsieht, den Bioabfall um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Auch die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung sehen so etwas in der „Agenda 2030“ vor. „Dafür ist es notwendig, künftig zu wissen, wo Lebensmittelabfälle anfallen und warum, um zielgerichteter Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung entwickeln zu können“, wie vom Landratsamt auf Nachfrage mitgeteilt wird.

Im Zollernalbkreis habe es bereits Umfragen zum Thema gegeben, aber noch keine Erhebung von Zahlen, wie Dr. Gerold Hafner von der Technologie-Transfer-Initiative GmbH an der Universität Stuttgart erklärte. Nun soll erstmals eine „echte Messung“ erfolgen.

Projekt dient der Methodenentwicklung

Ziel ist es, Lebensmittelabfälle zu verringern, im besten Fall komplett zu vermeiden und die Erkenntnisse auf Haushalte im gesamten Baden-Württemberg zu übertragen. Gemeinsam mit den Pilothaushalten dient das Projekt der Methodenentwicklung, um künftig ein Werkzeug zu haben, mit dem die Abfälle verlässlich gemessen werden können, heißt es aus dem Landratsamt. Damit erhielten Bürger künftig Werkzeuge zur Analyse und Optimierung ihres Haushalts. Auch könne es zu geringeren Abfallgebühren beitragen.

Zudem profitiere der Kreis von weniger Bioabfall. Dazu heißt es aus dem Landratsamt: „Die Kontrolle des Bioguts zur Qualitätssicherung ist eine wichtige Komponente der Abfallwirtschaft. Geringere Mengen bedeuten weniger Kontrollaufwand.“

Über das Projekt gegen Lebensmittelverschwendung „Smart Food BaWü“

„Smart Food BaWü“ ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, der Technologie Transfer Initiative (TTI) an der Universität Stuttgart und des Amtes für Umwelt und Abfallwirtschaft Zollernalbkreis. Außerdem mit im Boot sind der Balinger Waagenhersteller Kern & Sohn und das Softwareentwicklungsunternehmen „MeetNow!“ aus Albstadt.

Das Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz unterstützt das Projekt, das Teil seiner Strategie gegen Lebensmittelverschwendung ist, mit 200.000 Euro. Dieser Betrag wird zu gleichen Teilen (jeweils circa 100.000 Euro) für Sachkosten und Personalkosten verwendet.

Freiwillige sind aufgerufen, sich online anzumelden. Wer zugelassen wird, erhält eine Waage mit Bluetooth, eine eigens für das Projekt entwickelte App und sollte sich ein Jahr lang beteiligen. Erfasst werden Menge, Art und Grund des Bioabfalls. Die Teilnehmer werden in der Reihenfolge der Bewerbungseingänge berücksichtigt. Start ist am 25. Juni, 19 Uhr, im Landratsamt Balingen.

smartfoodbawue.de

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