Albstadt

Unsichere Zukunft – Droht dem Onstmettinger Waagenmuseum das Aus?

25.06.2024

Von Dagmar Stuhrmann

Unsichere Zukunft – Droht dem Onstmettinger Waagenmuseum das Aus?

© Dagmar Stuhrmann

Machen sich Sorgen um die Zukunft der Waagensammlung, die in der Riedschule untergebracht ist (von links): Fritz Brenner, Rudi Keinath, Martin Sauter, Leonhard Sassmannshausen und Ludwig Bosch.

Beim Förderverein des Philipp-Matthäus-Hahn-Museums ist Verunsicherung die derzeit vorherrschende Gemütslage. Der Grund: Dem Waagenmuseum in der Riedschule könnte das Aus drohen, wenn die Stadt das Gebäude verkauft. In der Tat ist es so, dass momentan alle städtischen Immobilien auf den Prüfstand kommen. Wie der Stand der Dinge ist und welche Befürchtungen die Fördervereinsmitglieder haben.

Der Förderverein des Philipp-Matthäus-Hahn-Museums bangt um die Zukunft des Waagenmuseums in der Riedschule. Die Alarmglocken schrillen, nachdem jüngst ein Gespräch mit der Stadtverwaltung anders verlaufen ist als von der Vereinsspitze erwartet. Wenige Tage vor der Hauptversammlung herrscht helle Aufregung beim Förderverein.

Verkauf steht im Raum

Es steht im Raum, dass die Riedschule verkauft, das Museum aufgelöst, die Sammlung möglicherweise reduziert und verlagert werden soll. „Damit würde die Stadt nichts gewinnen, aber viel verlieren“, bringt Ludwig Bosch vom Förderverein die Stimmungslage auf den Punkt.

Gemeinderat hat letztes Wort

„Wir denken darüber nach, ob wir die Sammlung in dem Umfang in dem Gebäude aufrechterhalten können“, stellt OB Tralmer im Gespräch mit dem ZAK klar. Niemand wolle die Sammlung komplett auflösen. Einen Beschluss werde gegebenenfalls der neue Gemeinderat fassen.

Gespräch mit der Verwaltung

Eine Abordnung des Vereins war dieser Tage beim Oberbürgermeister vorstellig geworden, weil man um personelle Unterstützung bitten wollte. Es ging um die Zukunft des Museums, vor dem Hintergrund, dass die „Macher“ älter geworden sind und der Nachwuchs fehlt. Unter der Federführung des Vereins, mitsamt dem Arbeitskreis Waagen & Gewichte, wird die Sammlung im „Haus der 1000 Waagen“ betreut und gepflegt.

Unsichere Zukunft – Droht dem Onstmettinger Waagenmuseum das Aus?

© Dagmar Stuhrmann

Im Waagenmuseum gibt es zahlreiche Spezialwaagen, von denen man als Laie nie gehört hat – etwa Torsionswaagen, mit denen man laut Fritz Brenner die Qualität von Fäden bestimmen kann.

Bei Führungen haben Interessierte die Möglichkeit, auf engem Raum eine Reise durch die Industriegeschichte der Zollernalb zu machen. Das jedoch, der enge Raum, ist eines der Probleme. Der Förderverein belegt die Riedschule nicht alleine. Auch das DRK und der Shanty-Chor haben dort Räume. Außerdem gibt es in dem städtischen Gebäude noch eine Wohnung.

Umfangreiche Sammlung

Die Waagensammlung ist sehr umfangreich. Um die Präsentation zeitgemäß gestalten zu können, bräuchte man eigentlich ein Depot. Weil es diese Lagerräume aber nicht gibt, ist‘s in der Onstmettinger Riedschule ziemlich eng geworden.

Dennoch herrschte beim Förderverein zunächst Erleichterung. „Nachdem die Brandschutzsanierung im vergangenen Jahr über die Bühne gegangen ist und auch der Statiker grünes Licht gegeben hat, dachten wir, dass wir jetzt wieder in den Normalbetrieb kommen“, sagt Fritz Brenner, der Vorsitzende des Fördervereins.

Brandschutz und Statik

Brandschutz und Statik – damit sind zwei weitere Probleme benannt, mit denen sich die Vereinsmitglieder um Fritz Brenner in den vergangenen Jahren konfrontiert sahen. Weil Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit der Decken bestanden, durfte der Verein keine Besucher mehr in einen Teil der Räume führen. Die erforderlichen Brandschutzmaßnahmen sorgten dafür, dass das Museum monatelang gesperrt war. Womit natürlich auch die Besucherzahlen zurückgingen.

Monatelang geschlossen

Dass genau dies, die geringen Besucherzahlen, nun von der Stadtverwaltung angeführt würden, um zu belegen, dass das Interesse an der Sammlung gering sei, sorgt beim Förderverein für Unmut. „Die Waagensammlung ist ein Alleinstellungsmerkmal für Albstadt“, sagt Fördervereinsmitglied Martin Sauter. In Onstmettingen liegen die Wurzeln der Waagenindustrie, sagt er. Hier schlage das Herz der Albstädter Metallindustrie.

Alleinstellungsmerkmal für Albstadt

„Hier lebt die Industriegeschichte Albstadts, die Geschichte der Feinmechanik und des Waagenbaus generell“, erklärt Sauter. Aus diesem Pfund, so sein Appell, müsste die Stadt Albstadt viel mehr machen. „Unter dem Tourismusaspekt ist die Sammlung ebenso wertvoll“, meint Martin Sauter. Angesichts der Bemühungen Albstadts als Sport- und Freizeitstadt, Menschen anzuziehen, stelle das Haus der

1000 Waagen einen Anziehungspunkt dar.

Nicht ohne Not aufgeben

Wanderer und Mountainbiker, die wegen der Traufgänge und Trails nach Albstadt kommen, suchten hier auch kulturelle Angebote. Einen Schatz wie die Waagensammlung in der Riedschule dürfe man deswegen auch auf keinen Fall „ohne Not“ aufgeben, auch wenn die Stadt nach allen Regeln der Kunst sparen müsse. „Uns fehlt das Marketing“, sagt Fritz Brenner. Mit der Folge, dass das Museum nicht den Bekanntheitsgrad erreicht hat, den es nach Ansicht des Vereins verdient hätte.

OB: „Noch nichts entschieden“

Auch wenn die Besorgnis beim Verein groß ist, beschlossen ist noch nichts. Das bestätigt OB Roland Tralmer: „Es wird darüber diskutiert, aber entscheiden ist nichts.“ Handlungsbedarf bestehe an allen Ecken und Enden. Übers Knie brechen werde man aber dennoch nichts. Allerdings, räumt er die „unangenehme Wahrheit“ unumwunden ein, kämen in der Tat angesichts der angespannten Haushaltslage alle städtischen Immobilien und die damit verbundenen Kosten für den Unterhalt auf den Prüfstand.

Was bleibt im Besitz der Stadt, wovon trennt man sich – das sind Fragen, die beantwortet werden müssen. Dabei, das kann man sich ausrechnen, wird es letztlich nicht bei der Riedschule bleiben, über die diskutiert wird.

Nur ein Gerücht

Mit einem Gerücht, das im Rahmen der Diskussion um die Riedschule aufgekommen ist, räumt OB Tralmer auf. Es sei kein Thema, Kita-Räume in die Riedschule zu verlegen. Und: Das Projekt „zentrale Kita in der Schwabstraße“ wird auch in Zeiten knapper Finanzen weiterverfolgt, weil es für die Versorgung essenziell wichtig ist.

Investitionen sind erfolgt

Die Stadt hat in der Vergangenheit einiges in die Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Riedschule investiert. So ist etwa ein Träger eingezogen worden. Kostenpunkt: rund 120.000 Euro. Die Brandschutzmaßnahmen schlagen mit rund 84.000 Euro zu Buche. Nichtsdestotrotz spricht OB Tralmer davon, dass das Gebäude marode ist. Immense Kosten kämen dennoch nicht auf die Stadt zu, meint Martin Sauter. Unter dem Strich blieben nur die Kosten für den Gebäudeerhalt. „Und da ist mit Brandschutz und Statik auch schon das meiste getan.“

Die Sammlung zu verlagern, ist für die Sprecher des Fördervereins keine Option. Zu sehr, so die Meinung, würden die Exponate leiden. Viele würden den Transport nicht überstehen. Zumal nicht klar ist, wo, wenn nicht in der Riedschule, die Sammlung unterkommen könnte. Wo auch immer die Waagen gelagert würden, müsste eine entsprechende Luftfeuchtigkeit und Temperatur herrschen, damit die Zeugen der Waagengeschichte keinen Schaden nehmen.

Vor-Ort-Besuch steht noch aus

Stand der Dinge ist: Der Förderverein soll die Sammlung katalogisieren und auf Dubletten hin durchforsten. Am 28. Juni wird die Situation bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins besprochen werden. Ungeachtet dessen hat OB Tralmer einen Vor-Ort-Besuch in Riedschule zugesagt – mit Gemeinderat oder Ausschuss –, für den es allerdings noch keinen Termin gibt.

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