Balingen

Vortrag in Balingen: Wie Stefan Rimmeles Sehnsucht nach Leben auch andere motivieren kann

17.06.2024

Von Jasmin Alber

Vortrag in Balingen: Wie Stefan Rimmeles Sehnsucht nach Leben auch andere motivieren kann

© Privat

Stefan Rimmele bei seiner HIlfsmittelsammlung

Stefan Rimmele (42) aus Isny hat sich als „Event-Roller“ auch im Zollernalbkreis einen Namen gemacht. Am nächsten Donnerstag kommt er wieder hierher – mit einer besonderen Mission.

„Sehnsucht Leben – Die Frage ist nicht ob, sondern wie“: Diesen Titel trägt der Motivationsvortrag von Stefan Rimmele. Lange Jahre war er von Messen wie den „Gesundheitstagen“ oder „Neckar-Alb regenerativ“ in Balingen nicht wegzudenken. Mit viel Humor, seiner freundlichen Art, einer guten Portion Selbstironie und Empathie hat er in vielen Geschäftspartnern auch Freunde gefunden. Deshalb ist Balingen auch die nächste Station, an der er mit seiner eigenen Lebensgeschichte anderen Mut machen möchte.

Schicksal schlägt am 27. Juli 1995 um 13.32 Uhr zu

Denn seine – trotz Verpflichtungen auf dem elterlichen Bauernhof im Allgäu – an sich unbeschwerte Kindheit wurde jäh zerrüttet. Als er, damals 13 Jahre alt, mit dem Fahrrad eine Straße überqueren wollte, erfasste ihn ein Auto. Koma. Klinikaufenthalte. Reha. Dass er überhaupt überlebt hat, scheint schon fast ein Wunder. Doch schon damals in jungen Jahren fasste er für sich den Entschluss, dass Aufgeben keine Option ist.

Statt zu resignieren und ein Dasein im Liegen zu akzeptieren, kämpfte er sich zurück ins Leben. Von diesem prägenden Teil seines Lebens, wie bis heute die Auswirkungen sind – nicht nur, dass er auf den Rollstuhl angewiesen ist –, wird er bei seinem Vortrag erzählen. Dabei wird er auch neueste Entwicklungen seiner Geschichte mit einfließen lassen. Denn obwohl seit dem schicksalhaften Tag 1995 viel Zeit vergangen ist, erfahre er immer wieder selbst Neues über sich, wenner nur tief in sich hinein hört oder mit anderen spricht. „Es macht ja auch etwas mit einem“, wie er erzählt.

Steine im Weg des Lebens sinnvoll nutzen

Sein Anliegen: Erkenntnisse aus seinem Leben übertragbar auf andere machen. Seine Botschaft: anderen Mut machen, andere motivieren. Nicht nur jenen, die selbst mit Handicap leben oder Schicksalsschläge erleiden mussten, sondern ganz allgemein. Denn, so meint er, aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man sich einen eigenen Weg bauen – oder gar ein Denkmal. „Man muss lernen, das Leben fließen zu lassen“, betont er. Denn, frei nach Boris Grundl – ein Speaker, dessen großer Fan Rimmele ist: Das Leben bringt einen dort hin, wo man hingehört. Er selbst sei ein gutes Beispiel dafür.

Aus diesem Grund spricht er mit seinem Vortrag nicht nur „meine Fanbase aus dem Zollernalbkreis und alle, die mich von den Messen kennen, an“, wie er sagt, sondern auch „Menschen, die vielleicht gerade Probleme haben und nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht“. Rimmele sagt: „Ich sehe so viele planlose Menschen. Das macht mir einfach Sorgen.“ Immer wichtig sei ihm, bei seinen Vorträgen nicht als Prophet Jesaja dazustehen. Die Erkenntnisse, der er gewonnen habe, sollen übertragbar sein.

Seine Lebensgeschichte und Videos und Fotos von seinen Solo-Reisen in die USA und nach Thailand sind dabei nur ein Teil des Programms. Bei einem Mini-Workshop gibt der „Event-Roller“ den Besuchern auch eine kleine Denksportaufgabe mit, verrät Rimmele.

So steht’s um die „Rollende Hoffnung“

Außerdem informiert er über das von ihm initiierte Hilfsprojekt: „Rollende Hoffnung“ bringt Rollstühle und andere Gehhilfen aus Deutschland nach Thailand. Hierfür hat er, auch über Sanitätshäuser im Zollernalbkreis, mittlerweile genügend Hilfsmittel gesammelt, die in Deutschland nicht mehr genutzt werden dürfen. Diese werden bis zum Transport via Frachtschiff aufbereitet. Die Übergabe nach der Verschiffung wird Stefan Rimmele im Dezember in Phuket natürlich selbst vornehmen.

Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt bringen

Der Kemptener setzt sich nicht nur für Menschen mit Behinderung in Thailand ein. Stefan Rimmele hat im vergangenen Jahr die Verantwortung für die Offene Behindertenarbeit in Isny übernommen und ist deren Vorsitzender.

Rimmele selbst hat nach seiner Tätigkeit als einer der Messemacher beim Allgäu-Eventzentrum und nach einem Intermezzo in einem Sanitätshaus kürzlich seinen Hauptjob aufgegeben. Seine nächste berufliche Station könnte in der Behinderten- und Inklusionsarbeit sein, sagt der 42-Jährige.

Aber bis zur neuen Aufgabe heißt es nicht Nichtstun für ihn. Schon bald startet er eine Aktion im Landtag: Dort will er, typisch Rimmele, unter dem Titel „Saturdays 4 Spastis – berufliche Inklusion jetzt“ eine Bewegung lostreten. Denn: „Sehr viele qualifizierte Menschen mit Behinderung sitzen daheim und haben resigniert. Was wäre, wenn man die Inklusionsgesetze jetzt endlich mal umsetzt?“, fragt er. Über die IHK und Handwerkskammern sowie mit der Politik möchte er mit einem umgekehrten Bewerberprozess die Rahmenbedingungen schaffen, damit diese Menschen eine erfüllende Arbeit bekommen. Denn jeder, der auf dem ersten Arbeitsmarkt sei, „will alles geben und sich beweisen“. Dafür spannt er zurzeit sein Netzwerk weiter.

Informationen zum Vortrag am 27. Juni

Der Motivationsvortrag im „Cubus“ beim Hotel Stadt Balingen findet statt am Donnerstag, 27. Juni. Beginn ist um 18 Uhr, der ZOLLERN-ALB-KURIER ist Medienpartner. Der Eintritt ist frei, Spenden zugunsten der „Rollenden Hoffnung“ sind aber ausdrücklich erbeten. Der Veranstaltungsort in der Hirschbergstraße 48 in Balingen ist barrierefrei.

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