Zollernalbkreis

Bahnlinie Balingen – Rottweil: Kreisräte wollen rechtzeitig die Weichen stellen

26.06.2023

Von Daniel Seeburger

Bahnlinie Balingen – Rottweil: Kreisräte wollen rechtzeitig die Weichen stellen

© Daniel Seeburger

Matthias Laug (rechts), bei der DB Engineering & Consulting GmbH aus Karlsruhe zuständig für den Bereich Planung Metro und Straßenbahn, erläuterte den Ausschussmitgliedern die Erweiterungsperspektiven der Bahnlinien zwischen Balingen und Rottweil.

Eine Bahnlinie zwischen Balingen und Rottweil? Ein Lückenschluss zwischen Schömberg und Rottweil? Die Mitglieder des Kreistagsausschusses für Umwelt und Technik zeigten sich am Montagabend mit großer Mehrheit sehr aufgeschlossen gegenüber den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie.

Matthias Laug, bei der DB Engineering & Consulting GmbH aus Karlsruhe zuständig für den Bereich Planung Metro und Straßenbahn ist, erläuterte den Räten die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie, die die Vertreter der anliegenden Gemeinden bereits in der vorvergangenen Woche erhalten hatten. Dem ZOLLERN-ALB-KURIER lagen die Ergebnisse der Studie bereits in der vergangenen Woche vor.

Das Ingenieurbüro untersuchte sowohl eine Südvariante über Wellendingen als auch eine Nordvariante über Zepfenhan und Neukirch und kam zu dem Ergebnis, dass bei der Nordvariante der volkswirtschaftliche Nutzen die Kosten, die in diesem Fall bei knapp 300 Millionen Euro liegen würden, übersteigt.

Nordvariante: Rund 3000 Fahrgäste täglich

Dabei geht man bei der Nordvariante von rund 3000 täglichen Fahrgästen aus – gerade, weil es dadurch auch Anbindungen von Villingen nach Albstadt oder von Tuttlingen nach Hechingen gäbe. Laug sprach von einer „positiven Redundanz“, weil es die Möglichkeit gäbe, sowohl über die Gäubahn als auch über die Verbindung Schömberg – Balingen nach Stuttgart zu gelangen. Das sei vor allem dann von Vorteil, wenn es zu Bauarbeiten auf einem Streckenabschnitt kommt.

Ein bloßer Ausbau der bereits bestehenden Strecke zwischen Balingen und Schömberg sei dagegen volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Hier könne man mit einem maximalen Verkehrsgastaufkommen von 700 Personen rechnen, so Matthias Laug. Die Kosten würden sich auf 48 Millionen Euro summieren.

Zepfenhan, Neukirch, Berner Feld

Die Nordvariante würde Zepfenhan und Neukirch streifen und hinter Neukirch in die Gäubahn einschleifen, um noch vor dem Tunnel die Rottweiler Altstadt zu unterqueren. Ein großes Brückenbauwerk müsste über das Neckartal vom Industriegebiet Berner Feld aus entstehen.

Der einzige Kreisrat, der das Projekt ablehnt, gerade auch deshalb, weil er gegen das Erstellen der Machbarkeitsstudie war, ist Erik Wille (AfD). Er gehe davon aus, dass wirklich sinnvolle volkswirtschaftliche Projekte nicht umgesetzt würden. Man sei jetzt fast so gescheit wie zuvor, aussichtsreichere Maßnahmen würden blockiert.

Ein langer Weg

Das sah Anton Müller von den Freien Wählern anders. Der Bürgermeister der Anliegergemeinde Dormettingen zeigte sich dankbar, dass die Machbarkeitsstudie gemacht worden ist. 3000 Nutzer pro Tag sei eine erstaunliche Fahrgastzahl. Nun zahle sich aus, dass sich die Anliegergemeinden vehement gegen die Stilllegung der Bahnstrecke zwischen Balingen und Schömberg eingesetzt hätten. „Wir brauchen den Anschluss an Rottweil und können uns jetzt in die Zukunft aufmachen“, sagte Müller und sprach von einem langen Weg, der nun vor dem Landkreis liege.

Auch Wolfgang Schneider (CDU) bewertete die Machbarkeitsstudie positiv. Durch die Nordvariante bestehe die Möglichkeit, die gesamte Region mittels Schiene in Richtung Süden anzuschließen. Das sei gerade auch für den Güterfernverkehr wichtig. Sehr optimistisch zeigte sich Martin Frohme (SPD). „Das wäre ein unheimlicher Vorteil für unseren Landkreis“, so der Sozialdemokrat. „Die bisherige Linie zwischen Balingen und Schömberg ist eine Blinddarmstrecke.“

Hoffen auf den Landkreis Rottweil

Einig waren sich alle Befürworter, dass der Bau der Nordvariante nicht von heute auf morgen realisiert werden wird. Leider habe der Landkreis Rottweil bisher noch keine Bereitschaft signalisiert, sich an dem Projekt zu beteiligen – im Gegensatz zur Stadt Rottweil, die auch schon bei der Machbarkeitsstudie mit im Boot war, so Frohme. Wenn das so weitergehe, müsse man das Vorhaben zu den Akten legen, bis die Vernunft im Landkreis Rottweil einkehrt.

„Man muss jetzt an dem Projekt weiterstricken, weil es sich lohnt“, erklärte Landrat Günther-Martin Pauli. Wichtig sei es, rechtzeitig die Weichen zu stellen.

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